Ein Hofbeet für mehr Unabhängigkeit
Mehr Eigenverantwortung bei der Versorgung
Wer das eine will, muss das andere mögen. Um plastikfreies Gemüse auf den Teller zu bekommen war wieder mal ein Schritt aus der Komfortzone erforderlich.
Warum unverpackt besser ist
Ich versuche beim Einkaufen möglichst auf unverpacktes Obst und besonders Gemüse zu achten. Bei meinen Bemühungen fallen einige Discounter bei der Wahl der Geschäfte heraus, weil es dort das meiste Gemüse in Plastik verpackt gibt. Dies mag regional unterschiedlich sein, daher nenne ich auch hier keine Namen. Aber ich meide diese Geschäfte und suche mir Anbieter, bei denen ich Obst und Gemüse unverpackt bekomme. Wenn möglich kaufe ich auf dem Wochenmarkt. Ich habe immer Netze und Tüten dabei, um das Gemüse ohne eine kurze Verpackungsalternative, sowohl aus Papier als auch aus Plastik, nach Hause zu transportieren. Es ist mir wichtig, dass die Lebensmittel, die wir essen, nicht durch Plastik verschmutzt sind.
Ich weiß auch, dass das Gemüse, welches ich dann unverpackt auswähle, verpackt im Discounter ankommt und nicht auf Opas Pferdekutsche vom nahegelegenen Feld angeliefert wird. Daher war es mir wichtig, Alternativen zu finden.
Plastik kann die Lebensmittel kontaminieren, die darin verpackt wurden. "34 Gegenstände haben die Forscher untersucht, in drei von vier getesteten Produkten waren Substanzen enthalten, die im Laborversuch Zellen schädigten. Von mehr als 1.400 entdeckten Chemikalien konnten die Wissenschaftler außerdem nur 260 identifizieren. "Das heißt, wir wissen zum Großteil nicht, womit wir es in den Kunststoffprodukten zu tun haben. ...", erklärt die Erstautorin der Studie, Lisa Zimmermann. Sie verweist auf durchgeführte Zelltests, in denen die Forscher "deutlich negative Auswirkungen" beobachten konnten." Quelle: Gefahren für die Gesundheit durch Plastik
Das gilt für alle Verpackungen aus Plastik oder Kunststoff, wie z.B. besonders für Plastikflaschen, aber um die geht es ja heute nicht.
Ein großer Schritt aus der Komfortzone
Da waren wieder mal kühne Ideen gefragt. Eine Lösung bot sich an, von der ich immer gesagt habe, dass das für mich nie in Frage kommt: Gemüse selber anbauen. Die Erinnerungen an meine Kindheit, in der unsere Familie einen 1200 m² großen Garten bewirtschaftete, hatten mich geprägt. Ich wollte nie, wirklich niemals, einen Garten haben. Ein paar Kräuter , Radieschen oder auch mal eine Tomatenpflanze auf dem Balkon, das habe ich schon immer gehabt und dabei sollte es auch bleiben.
2021 hörten mein Mann und eine Freundin von einem Bauern in der Nähe, der keine Tiere mehr halten wollte und in Zukunft lieber Stadt- und Landmenschen die Möglichkeit geben wollte, ihr eigenes Gemüse anzubauen. Damit sollte sich auch die Möglichkeit eröffnen, wieder mehr Bezug zu den Lebensmitteln zu bekommen, die täglich auf unserem Tisch landen. Dieser junge Mann ist Hendrik Wiggering vom Hofbeet in Trent bei Preetz in Schleswig Holstein.
Mein Mann und unsere Freundin waren begeistert. Mein Standpunkt war zu diesem Zeitpunkt erstmal: "Könnt ihr ja machen, ich habe nicht so viel Zeit. Schließlich betreibe ich neben meiner Arbeit noch eine Webseite und halte Vorträge." Das hielt die Beiden nicht davon ab, eine Parzelle auf dem Hofbeet zu pachten. Natürlich hatte ich mich bereit erklärt, das geerntete Gemüse zu verabeiten und auch zu essen. Also ging es im Sommer 2021 los. Was wir geerntet haben, war eine Pracht. Jede Menge Zucchini, Kürbisse, Zwiebeln, Kartoffeln, Kohlrabi, Salate, Radieschen, Petersilie, Rote Beete und später zum Herbst Sellerie, Steckrüben Grünkohl und Rosenkohl. Alles kam von diesem knapp 40 m² großen Beet. Das Einzige, was nicht so gut wuchs, waren die Möhren.
Ich hatte also auch gut zu tun mit dem Verarbeiten der Ernte. Im letzten Jahr habe ich mich immer noch ein wenig gesträubt. Aber in diesem Jahr habe ich mich voll mit hineingestürzt und bin jetzt ein richtiger Gartenanfänger. Viele Erfahrungen haben wir alle nicht mit dem Gärtnern. Da ist es sehr gut, dass von Hendrik immer mal Mails kommen, in denen steht, was gerade zu tun ist. Aber es wird immer besser und wir sind ziemlich experimentierfreudig.
Lustig finde ich immer, wie Bekannten und Freunden, denen wir das erste Mal von unserem Hofbeet erzählen, reagieren. 80% sagen sofort "Oh ja ein Hochbeet hat meine Bekannte/ Mutter/ Tocher auch in ihrem Garten." Für uns ist der Begriff so normal, aber wir erklären dann mal schnell, was wir meinen.
Mit wachsender Begeisterung
In diesem Jahr haben wir unsere Anbaufläche noch etwas erweitert. Ich kann Dir gar nicht sagen, was für eine Freude es macht, in der Erde zu wühlen, den Pflanzen beim Wachsen zuzuschauen und vor allem die Insekten und Schmetterlinge zu beobachten, die sich auf dem Hofbeet richtig wohlfühlen. Wir lassen auch bestimmte Pflanzen einfach wachsen, so in diesem Jahr z.B. den Borretsch, dessen Blüten eine wunderbare Bienenweide sind, wobei wir eigentlich nur Hummeln dort sehen, diese aber in großer Zahl. Borretsch ist zwar auch eine Heilpflanze, aber für uns jetzt nicht so bedeutend. Im Moment, sieht man bei dem Blick über das Beet gar nicht, wo die eine Gemüseart anfängt und die andere aufhört.
Im vorherigen Beitrag habe ich bereits beschrieben, dass ich immer mehr Strecken mit meinem E-Bike zurücklegen will, um meine ökologischen Fußabdruck zu verringern. Dazu gehört auch die 9 km Fahrt zum Hofbeet und wieder zurück. Ich empfinde es nicht als Belastung, sondern als kleine Auszeit. Auf dem Hinweg die Vorfreude, was ich wohl ernten kann und auf dem Rückweg die Freude, was ich mit nach Hause bringe.
Jeder wie er kann
Viele Menschen wollen selbstbestimmt sein und sich nicht sagen lassen, was zu tun ist. Das finde ich gut!
Verantwortung zu übernehmen, bedeutet aber auch, mal einen Blick über den Tellerrand zu werfen. Es geht bei dieser Art von Verantwortung nicht nur um die Entscheidung, wohin es im nächsten Urlaub geht oder wann das Wohnzimmer neu eingerichtet werden soll. Es geht um Vorausschau, darum, wie sich unser Leben in den nächsten Jahren entwickelt. Ich weiß, dass es manchmal nicht so einfach ist, aus seinem gewohnten Trott heraus zu kommen oder seine gemütliche Routine zu verlassen, in der man es sich gut eingerichtet hat.
Klar hat nicht jeder die Möglichkeit in normal erreichbarer Nähe ein Stück Land zu pachten und zum Teil Selbstversorger zu werden. Aber es gibt tausend andere Möglichkeiten, die zu finden es sich lohnt, um zu zeigen, dass wirklich jeder Verantwortung übernehmen kann und nicht alles von oben geregelt werden muss.
Jeder kleine Schritt zählt und wenn viele Menschen kleine Schritte machen, dann kann daraus etwas entstehen. Vielleicht holst Du nur jemanden in Deinem Umfeld aus seiner Gleichgültigkeit oder bringst jemanden dazu, echte Verantwortung zu übernehmen, weil er sieht, dass Du es auch tust. Vielleicht sieht er sogar, dass es Spaß machen kann, andere Wege zu gehen.
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