Leben auf Pump
Nachhaltigkeit
Nachhaltig leben bedeutet laut dem Duden sinngemäß, nicht mehr zu verbrauchen als nachwachsen, sich regenerieren bzw. künftig wieder bereitgestellt werden kann.
Unschöne Realität
Die Bedeutung der o.g. Aussage wiegt ziemlich schwer und wir Menschen sind auf einem ganz anderen Weg. Wir verbrauchen aktuell wesentlich mehr, als nachwachsen kann, sich regenerieren kann bzw. zukünfig bereit gestellt werden kann.
Deutschland hat seine Ressourcen für das laufende Jahr 2023, die man unter diesem Aspekt betrachtet, bereits am 04. Mai verbraucht (Quelle: Greenpeace, ARD, Die Zeit und andere Medien).
Die natürlichen Ressourcen der gesamten Erde sind laut Berechnungen für das Kalenderjahr 2023 am 02. August erschöpft. Das bedeutet, dass wir weltweit ab dem Zeitpunkt auf "Pump" bzw auf Kosten der künftigen Generationen leben.
Was bedeutet das für mich? Natürlich kann ich mich jetzt hinstellen und sagen: "Das bringt doch eh alles nichts. Ich kann doch die Welt nicht retten. Also kann ich es auch gleich lassen, etwas zu tun." Ja, das könnte ich und ich bin manchmal auch nah dran, denn in meinem Umfeld sehe ich so viele Menschen, die es genau so machen. Menschen, die mich belächeln, wenn ich erzähle, was ich versuche, um nachhaltiger leben. Die nicht verstehen, dass ich erschüttert bin, weil mein ökologischer Fußabdruck in diesem Jahr sooo hoch ist, weil wir eine Flugreise unternommen haben, um unsere Tochter zu besuchen. Aber es gibt auch die anderen Menschen, die meine Meinung teilen und selbst vieles, teilweise mehr als ich, für einen sinnvollen Umgang mit den Ressourcen tun. Auch deshalb mache ich weiter und schöpfe meine Möglichkeiten aus, um nachhaltiger zu leben.
Fakten
Es gibt einige Fakten, die ich nicht ändern kann oder besser, noch keine Möglichkeiten gefunden habe. Ich mag meine Arbeit, mit der ich nun mal das Geld verdiene, um zu wohnen, zu essen und mich zu kleiden. Diese Arbeit auszuführen bedeutet, dass ich ein Auto benötige, mit dem ich in Schleswig Holstein die unterschiedlichen Wirkungsstätten aufsuchen kann. Es ist so gut wie nie möglich, öffentliche Verkehrsmittel zu nutzen (entweder, weil dorthin nichts fährt oder der Zeitaufwand exorbitant hoch wäre) und die Möglichkeit Fahrgemeinschaften zu bilden, besteht nicht immer. Mir diesem Fakt wollte ich mich auseinander setzen, um eine Lösung zu finden.
Da ich an dem Aspekt mit dem Autofahren erst etwas ändern kann, wenn ich in Rente gehe, will ich in anderen Bereichen besser sein. In meiner Freizeit fahre ich daher seit einiger Zeit möglichst wenig mit dem Auto. Ich verbinde Aktivitäten, wenn ich fahren muss und fahre im Ort und Strecken bis 20 km mit dem Fahrrad. Dazu habe ich mir ein E-Bike angeschafft, sonst würde ich das nicht schaffen. Außerdem tue ich gleichzeitig noch etwas für meine Gesundheit. Wenn möglich, nutze ich die Bahn (wenn sie fährt).
Viele kleine Schritte
Seit vielen Jahren beziehen wir zertifizierten Ökostrom über den Probsteier Strompool. In dieser Genossenschaft werden unter dem Namen der vielen Genossenschaftsmitglieder Preise für Strom und andere Energieträger verhandelt und in großen Mengen "eingekauft". Dabei werden beim Ökostrom auch die Zertifikate überprüft.
Ein weiterer, wichtiger Punkt, ist eine Lebenseinstellung, in der es nicht um größer, neuer und teurer geht. Ich lebe mit meinem Mann in einer Wohnung in einem Mehrfamilienhaus. Unser Mobiliar besteht zum Teil aus Möbeln, die schon meinen Großeltern gehörten. Diese sind aus Holz und werden noch länger halten, als wir leben. Sie bedeuten Erinnerung und passen zu unserem Lebensstil. Wenn wir etwas kaufen, achten wir darauf, dass die Möbel möglichst zeitlos sind. Unser Bett stammt aus einer Zeit, in der ich das Wort "Nachhaltigkeit" noch gar nicht auf meinem Radar hatte. Dort werden lediglich immer mal wieder die Matratzen erneuert. Gegenstände werden nur ersetzt, wenn sie defekt und nicht mehr reparierbar sind.
Wir tragen nicht die trendigste Kleidung. Das liegt unter anderem auch daran, dass ich nicht die Figur habe, um jeden Modetrend mit zu machen. Wir haben uns in den vergangenen Jahren angewöhnt, hochwertige Kleidung und Schuhe zu kaufen, die dann auch jahrelang von uns genutzt werden. Inzwischen versuche ich auch, Kleidung zu kaufen, die möglichst wenig Plastik enthalten. Ich kaufe z.B bei nahtur-design oder im Second-hand Laden und bin immer wieder erstaunt, was für tolle Kleidung ich dort bekommen kann. Auch gebe ich Kleidung, die ich nicht mehr tragen mag, wenn möglich, weiter.
Das tägliche Leben
Ein immer wiederkehrender Aspekt ist der Kauf von Lebensmitteln und Waren des täglichen Bedarfs, wie Waschmittel, Reinigungsmittel oder Toilettenpapier. Ich kaufe, wenn möglich im Unverpackt Laden, auf dem Wochenmarkt oder zumindest unverpackt im Discounter. Das ist natürlich nicht durchgehend möglich. Der nächste Unverpackt Laden ist etwas weiter entfernt und so kann ich ihn nur nutzen, wenn ich beruflich oder auf dem Weg zu meiner Mutter in die Nähe kommen. Dann kaufe ich gleich richtig viel ein. Zu meinem Umgang mit Einmalverpackungen und Plastik allgemein findest Du natürlich in meinem Blog diverse Beiträge und Alternativen.
Wir kaufen unser Obst möglichst regional und saisonal. Allerdings stehen auch mal Bananen oder Zitronen, die ja nicht besonders nachhaltig sind, auf unserem Speiseplan. Wir haben in Spanien einen Mandarinenbaum direkt beim Farmer (crowed farming) gepachtet und beziehen zur regulären Erntezeit unsere Früchte sonnengereift von dort. Dies geschieht zu einem fairen Preis für den Erzeuger, hat aber auch längere Transportwege zur Folge. Du siehst also, es ist nicht so einfach und auch hier spielt Perfektionismus für mich keine Rolle.
Unsere Ernährung an sich haben wir schon umgestellt, bevor ich mich mit dem Thema Nachhaltigkeit beschäftigt habe. Wir ernähren uns überwiegend pflanzlich. Alle paar Wochen gibt es mal eine Ausnahme, was Käse angeht - das ist ein Schwachpunkt von uns. Leider sind die veganen Fertigprodukte noch häufiger, eigentlich zu 100 % in Plastik eingeschweißt, was mich sehr ärgert. Daher versuche ich, so viel wie möglich selbst herzustellen. Ich stelle z.B. Pesto aus Wildkräutern her oder mache manchmal meine Pflanzenmilch selbst. Ich koche die im Unverpackt Laden gekauften Kidneybohnen und die Kichererbsen, die wir regelmäßig essen, selbst und friere sie in Gläsern ein. So spare ich die Dosen, in denen diese verpackt sind.
Unser Regionalanbieter
Bereits im dritten Jahr haben wir, gemeinsam mit einer Freundin, ein Hofbeet gepachtet. Das ist ein kleines Stück Ackerland (54 m²), auf dem wir Gemüse anbauen. Dies geschieht unter der Anleitung des Betreibers, da wir noch nicht über ausreichend Erfahrungen verfügen. Darüber werde ich in der nächsten Zeit auch ausführlicher berichten. Das Hofbeet liegt ca. 9 km von uns entfernt und dort fahren wir mit dem Fahrrad hin. Hier gibt es Salate, Kohl, Kartoffeln, Kohlrabi, Gurken, Zucchini, Kürbis, Radieschen, Möhren, Zuckerschoten, Kräuter und vieles mehr. Das ist, Dank der guten Vorbereitung des Betreibers, nicht so schlimm und es macht wahnsinnig viel Spaß, allem beim Wachsen zuzuschauen und es dann unverpackt mit nach Hause zu nehmen. Und wenn es bei uns mal nicht so gut wächst, kann man dort auch Gemüse für ein geringes Entgeld kaufen.
Fazit
Nachhaltigkeit bedeutet, die Bedürfnisse der Gegenwart so zu befriedigen, dass die Möglichkeiten zukünftiger Generationen nicht eingeschränkt werden. Quelle: Bundesministerium für wirtschaftliche Zusammenarbeit
Der Satz ist absolut wahr und genauso schwer umzusetzen. Wie heißt es doch so schön in dem Song der Fantastischen Vier: "Es könnte alles so einfach sein, isses aber nicht". Mein Mann und ich loten immer wieder aus, was uns stört und was wir als nächstes verändern könnten. Dann werden Lösungen gesucht und meistens auch gefunden. Alles kann ich nicht ändern, aber ich kann nicht aufgeben und versuchen, immer besser zu werden. Wie sieht es bei Dir aus? Was versuchst Du? Was hast Du schon geschafft? Ich habe die Erfahrung gemacht, dass viele Menschen schon weiter und wesentlich besser sind, als ich. Also her mit den Tipps - ich lerne gern dazu.
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