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In einem grünen Geisternetz verendeter toter Vogel
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Tödliches Plastik in den Ozeanen

Geisternetze sind kein Seemannsgarn

Nach einem Sturm findet der Strandspaziergänger neben den üblichen Plastikabfällen auch Teile von Fischernetzen, Schnüre und kleine Bojen zur Markierung von Netzen am Strand. Teilweise befinden sind darin auch Tierkadaver, die in den sogenannten Geisternetzen qualvoll verendet sind.

Ein Basstölpel aufHelgoland hat sich in den Schnüren von Geisternetzen verfangen und versucht davonzufliegen.

Fischfang im Wandel der Zeit

Das romantische Bild des Fischers, der aufs Meer hinaus fährt und mit seinem Fang wieder in den Hafen einläuft, gehört seit langem der Vergangenheit an.

Damals hing es von der Erfahrung der Fischer und der Kapazität des Fischerbootes ab, wie viele Fische gefangen wurde. Zu dieser Zeit bestanden Fischernetze auch noch aus Naturfasern, wie Sisal. Wenn damals ein Netz verloren ging und nicht wieder an Bord geholt werden konnte, dann löste es sich im Verlauf der Jahre komplett auf.

Heute wird der Fisch mit ausgeklügelten elektronischen Mitteln geortet und mit riesigen Netzen aus Kunstfasern gefangen. Ein Entkommen ist kaum möglich.

Die Netze bestehen seit den 60er Jahren aus strapazierfähigem Kunststoff, welcher erst nach 400 - 600 Jahren zerfällt. Alle Netze aus Kunststoff, die seit den 60er Jahren über Bord gingen, an Felsen und Wracks hängen blieben oder auch bewusst über Bord geworfen wurden, schwimmen immer noch dort draußen und tun das, wofür sie entworfen wurden - sie töten Lebewesen. 

Ob Seehunde und Delphine sich darin verheddern oder die Plastikteile als Nahrung ansehen, das Ergebnis ist das Gleiche. Die Tiere ertrinken oder verhungern auf qualvolle Weise. Selbst wenn die Netze durch das Meerwasser und Sonneneinstrahlung porös werden und in immer kleinere Teile zerfallen, können sie noch den Tod bringen, weil dann kleinere Lebewesen diese Teilchen für Futter halten, sie fressen und mit viel Plastik im Magen verhungern. Selbst Seevögel entkommen den Geisternetzen nicht. Basstölpel auf Helgoland bauen aus im Meer treibenden Kunststofffasern ihre Nester und können selbst darin umkommen.*

"Wir führen Krieg gegen die Ozeane, wenn wir gewinnen, können wir alles verlieren." Zitat: Cyrill Gutsch (Gründer von Parley for the Oceans) in "Seaspiracy"

Am Strand steht eine Tonne mit Fischernetzen aus Plastik. Im Hintergrund schwimmt ein kleines Fischerboot im Meer.

Geisternetz contra Wattestäbchen

Es gibt viele unterschiedliche Angaben dazu, wie hoch der Anteil der Fischereihinterlassenschaften aus Plastik an der Gesamtmenge des in den Ozeanen treibenden Kunststoffes ist. Klar wird, dass die Wattestäbchen nicht unser größtes Problem sind.

"In der Nordsee sind 40 Prozent des Mülleintrags auf die maritime Industrie, die Schifffahrt und besonders die Fischerei zurückzuführen." Quelle: Plastikatlas 2019, S. 28

Je nach Quelle wird die Höhe des Anteils mit 10-40% angegeben. Am höchsten scheint der Anteil von Fischereimüll aus Plastik im Great pacific garbage patch zu sein. Hier wird dieser Anteil mit 46% beziffert. Aber egal, welche Zahlen genannt werden - sie sind zu hoch.

Beifang klingt so unschuldig

Der Fischfangindustrie gehen nicht nur die Nahrungsmittel für Menschen ins Netz. In den riesigen Netzen verfängt sich alles, was im Wasser lebt. Bestimmte Arten von Netzen werden über den Meeresboden geschleift und hinterlassen dort nichts als Vernichtung. Alles wird platt gewalzt.

So werden auch Arten, die eigentlich gar nicht auf dem Speiseplan der Menschen stehen, bedroht. Unzählige Delphine, kleine Wale, Schildkröten und andere Lebewesen geraten in die gigantischen Fischnetze. Dies wird lapidar als Beifang bezeichnet. Der große Teil dieses Beifangs wird bereits tot wieder ins Meer geworfen. So sind dadurch z.B. 6 von 7 Arten der Meeresschildkröten vom Aussterben bedroht.**

Im Ozean treibt ein Geisternetz mit mehreren Schildkröten, die sich darin verfangen haben.

Nackte Tatsachen

Ich empfehle Dir für mehr Informationen den Film "Seaspiracy" (aktuell auf "netflix" zu sehen). Hier wird gezeigt, wie die Fischfangindustrie arbeitet und welche Konsequenzen es haben kann, wenn es so weiter geht. Der Film bestätigt auch, dass ein großer Anteil an Plastik in den Ozeanen aus Geisternetzen und anderen Kunststoffabfällen der Fischfangindustrie besteht.

Die Meere könnten bis 2050 so überfischt sein, dass sich industrieller Fischfang nicht mehr lohnt. Die daraus entstehenden Probleme, hätte ich mir niemals ausmalen können. 

Wale sind z.B. allein durch ihre Existenz für die Speicherung von CO² ungeheuer wichtig. Sie bringen beim Aufsteigen aus den Tiefen der Ozeane pflanzliches Plankton, sogenanntes Phytoplankton, an die Oberfläche. Dieses bindet gigantische Mengen an CO² und nimmt es mit in die Tiefen des Ozeans.

Wenn diese Tiere nicht mehr existieren, sinkt die CO²-Aufnahmekapazität der Ozeane.

"Pflanzliches Meeresplankton erzeugt den Autoren zufolge nicht nur etwa die Hälfte des gesamten Sauerstoffs in der Atmosphäre – es absorbiert jedes Jahr ungefähr 37 Milliarden Tonnen CO². Das entspricht rund 40 Prozent der weltweiten CO2-Emissionen. Um dieselbe Reinigungsleistung zu erreichen, bräuchte man vier Amazonas-Regenwälder. Quelle: GEO online

Ein weiterer Aspekt ist, dass sich Fische durch die unterschiedlichen Wasserschichten in den Ozeanen bewegen und sich durch den entstehenden Sog kältere mit wärmeren Wasserschichten vermischen. Somit wird die Wassertemperatur reguliert. Fehlen die Lebenwesen, kann die Temperatur des Wassers durch die Klimaerwärmung viel schneller steigen, als bisher.

Zwei Frauen halten an einem Strand auf Sylt ein Geborgenes Geisternetz in die Luft.

Lösungsversuche

Es gibt viele Menschen, die unermüdlich dabei sind, die angeschwemmten Geisternetze und andere Kunststoffteile von den Stränden und aus dem Meer zu entfernen. So wie die Mitglieder von Bye Bye Plastik Sylt (links Christine Andresen und rechts Claudia Casarotto), die regelmäßig solche Aktionen durchführen. Sie übergeben die Netze an Bracenet ***. Dort werden die Netze gereinigt und es werden Armbänder und andere Accessoires daraus gefertigt. Die Erlöse werden teilweise für die Bergung von weiteren Netzen eingesetzt. Die Organisation "One Earth One Ocean" holt jetzt schon mit speziellen Schiffen Plastik aus dem Meer.

Nicht zu vergessen ist die Organisation Sea Sheperd, die es sich zur Aufgabe gemacht hat, die Meere zu schützen. Und es gibt noch viele andere Menschen und Organisationen, die sich mit der Gesundheit der Ozeane beschäftigen.

Das reicht jedoch nicht aus. Welche Lösung gibt es für diese vielschichtigen existenziellen Probleme? Industriellen Fischfang abschaffen? Den Fischereikonzernen mehr Verantwortung übergeben? Das Betreiben von Fischfarmen scheint mir auch keine Lösung zu sein. Ich weiß es auch nicht, aber ich will darüber informieren und zum Nachdenken anregen.

Dr. Sylvia Earle (Meeresbiologin, Ozeanografin, Entdeckerin) antwortet auf die Frage, was jeder Einzelne tun kann, wie folgt: "Indem wir das respektieren, was wir haben, das schützen was bleibt und dafür sorgen dass keine Lebensform mehr untergeht. Die meisten positiven und die negativen Dinge die die menschliche Zivilisation verändern, beginnen bei jedem Einzelnen. Keiner kann alles, aber jeder kann etwas tun. ... Sehen Sie in den Spiegel, denken Sie nach und dann los."

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